Efeu ist Arzneipflanze des Jahres 2010

20.11.2009 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Aus den gelappten Blättern des Efeus werden medizinisch wirksame Extrakte hergestellt. (Quelle: © Martin Bauer GmbH & Co. KG)

Aus den gelappten Blättern des Efeus werden medizinisch wirksame Extrakte hergestellt. (Quelle: © Martin Bauer GmbH & Co. KG)

Jedes Kind kennt den Efeu. Er wächst in fast jedem Garten; in der Großstadt wie auf dem Dorf bedeckt er Mauern oder klettert an Bäumen hinauf. Kaum jemand allerdings weiß, dass der Efeu eine heilende Wirkung ausübt. Wissenschaftler der Universität Würzburg haben ihn darum zur "Arzneipflanze des Jahres 2010" gekürt.

Bereits die Ärzte der Antike nutzten Efeublätter und Efeufrüchte: als Schmerzmittel oder, in Salben verarbeitet, bei Verbrennungen. Heute kommt ein Extrakt aus den gelappten Blättern des Efeus zum Einsatz. Er bessert nachweislich die Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen und bei akuten Entzündungen der Atemwege. Auch bei Keuchhusten wird er zur Linderung eingesetzt. Die für diese Wirkungen hauptverantwortlichen Inhaltsstoffe heißen Saponine.
Der Efeu hat jedoch auch gefährliche Wirkungen: So können frische Efeublätter und ihr Saft nach Kontakt mit der Haut allergische Entzündungen verursachen. Der Verzehr der Beeren  kann zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen führen.

Wie kaum eine andere Heilpflanze ist der Efeu mit der europäischen Kulturgeschichte verbunden. Er galt früher als Wahrzeichen des ewigen Lebens, als Symbol für Liebe und Treue. Bei den Ägyptern war er dem Osiris, im antiken Griechenland dem Dionysos geweiht; man verstand ihn als Hinweis auf die Präsenz des Gottes. Dichter bekränzte man mit Efeu, weil der Efeu auch eine heilige Pflanze der Musen war. Brautpaare erhielten Efeuzweige als Sinnbild ihrer immerwährenden Verbundenheit. Im frühen Christentum finden sich Efeuranken auf Sarkophagen, im Mittelalter schmücken sie Kirchen und Kathedralen, in Stein gehauen (Reims, Marburg) oder in Holz geschnitzt (Altenburger Dom).

Seit 1999 wählt der Würzburger "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" die "Arzneipflanze des Jahres". Diesen Titel erhalten Gewächse, die  eine interessante Kultur- und Medizingeschichte aufweisen und in gut belegten oder viel versprechenden pharmakologischen und klinischen Studien überprüft wurden.

Dabei berücksichtigt der Studienkreis zum einen wenig bekannte Pflanzen, wie den Stechenden Mäusedorn, um der Öffentlichkeit das große Spektrum der Heilpflanzen näher zu bringen. Zum anderen, wie im Fall des Efeus oder der Pfefferminze, sehr bekannte Pflanzen, über deren Heilwirkung nur wenige Menschen Bescheid wissen.


Bisherige "Arzneipflanzen des Jahres" waren:
1999: Buchweizen; 2001: Arnika; 2002: Stechender Mäusedorn; 2003: Artischocke; 2004: Pfefferminze; 2005: Arzneikürbis; 2006: Thymian; 2007: Hopfen; 2008: Gemeine Roßkastanie, 2009: Fenchel.

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Quelle:
idw (11.2009)

Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Dr. Johannes Gottfried Mayer
Medizinhistoriker
Tel.: 0931 - 83264 oder 0931 - 888 3093
E-Mail: johannes.mayer(at)mail.uni-wuerzburg.de