Trink dich gesund

18.12.2012 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Unterschiedliche Pflanzenteilen der Teepflanze Camellia sinensis (z.B. Blätter oder Stängel) werden für die Zubereitung von Tee genutzt. (Quelle: © Shahnoor Habib Munmun / Wikimedia.org; CC BY 3.0)

Unterschiedliche Pflanzenteilen der Teepflanze Camellia sinensis (z.B. Blätter oder Stängel) werden für die Zubereitung von Tee genutzt. (Quelle: © Shahnoor Habib Munmun / Wikimedia.org; CC BY 3.0)

Ein Hippokrates zugeschriebener Satz bewahrheitet sich auch in modernen Zeiten: Nahrung ist Medizin und Medizin ist Nahrung. Eine gesunde Ernährung wird jedem seit Kindheitstagen nahegelegt. Neuere Untersuchungen am Tee lassen vermuten, dass wir uns ein längeres Leben er-trinken könnten.

Tee wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, davon sind mehr und mehr Experten überzeugt. Sogenannte Tee-Polyphenole sollen eine gesundheitsförderliche Wirkung haben. Der genaue Wirkmechanismus dieser Inhaltsstoffe war bislang unklar. Forscher haben Hinweise gefunden, wie zwei der häufigsten Tee-Polyphenole positiv auf die menschliche DNA wirken.

Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche 26 Liter Tee pro Jahr. Insgesamt konsumierten die deutschen Verbraucher 2011 18.490 t Tee, davon ca. 76 Prozent schwarzen Tee und 23 Prozent grünen Tee (Deutscher Teeverband, 2012). Ein Grund für dessen Beliebtheit: Tee schmeckt nicht nur, sondern dem aus Asien stammenden Getränk wird seit langem eine positive Wirkung auf die Gesundheit zugesprochen. Der Genuss von schwarzem und grünem Tee soll Erkrankungen an Osteoporose vorbeugen, oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen lindern. Selbst zur Vorbeugung von Krebs greifen einige auf die Teepflanze (Camellia sinensis) zurück (Vgl. Yang and Landau, 2000).

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Tee wurde nicht nur wegen seines Geschmacks zu einem der beliebtesten Getränke.

Tee wurde nicht nur wegen seines Geschmacks zu einem der beliebtesten Getränke.

Bildquelle: © iStockphoto.com/ Sebastian Duda

Aus Teilen der Pflanze Camellia sinensis wird durch das Aufgießen von heißem Wasser Tee. Die Vorgehensweise bei der Trocknung der Teepflanze entscheidet dabei über den Namen: Grüner Tee wird getrocknet, ohne dass die Blätter oxidieren; Bei schwarzem Tee kommt es hingegen zu einer Oxidation. Auch die Zubereitung des Getränks variiert je nachdem ob es sich um grünen oder schwarzen Tee handelt. Schwarzer Tee wird mit sprudelnd kochendem Wasser übergossen, wohingegen grüner Tee mit leicht abgekühltem Wasser (65-75 Grad Celsius) aufgebrüht wird.

Polyphenole sind wichtige Inhaltsstoffe

Tee enthält viele sekundäre Pflanzenstoffe, darunter auch sogenannte Polyphenole. In schwarzem Tee liegen diese sekundären Pflanzenstoffe sogar in bis zu 30.000 unterschiedliche Verbindungen vor.

Allgemein kommen Polyphenole in Pflanzen als Blütenfarbstoffe, Geschmacksstoffe oder Tannine vor. Sie übernehmen vielfältige Funktionen: Polyphenole schützen die Pflanze beispielsweise vor Fressfeinden, UV-Strahlung oder locken bestäubende Insekten an. Zudem zählen diese aromatischen Verbindungen zu den Antioxidantien. Man nennt sie daher auch „Radikalfänger“, da sie die Zellen vor schädlichen, freien Radikalen schützen.

Allerdings können große Mengen an Polyphenolen auch schädliche Auswirkungen haben. Bisher konnte dies jedoch nur bei Tieren nachgewiesen werden (Vgl. Mead, M. N., 2007). Die Dosis ist dabei entscheidend. Zudem entfalten nicht alle Stoffe, die im tierischen Organismus toxisch wirken, auch im Menschen dieselbe Wirkung. Moderater Konsum von Tee ist mehrheitlich als gesundheitsförderlich beschrieben worden.

Förderliche Wirkung wird wissenschaftlich untersucht

Zunächst vermutete man, dass der positive Effekt des Teekonsums genau auf diese antioxidative Wirkung der Inhaltsstoffe zurückzuführen ist. Allerdings deuten neuere Untersuchungen darauf hin, dass die gesundheitsförderliche Wirkung der Polyphenole nicht in erster Linie auf ihre antioxidativen Effekte zurückzuführen ist (Crozier, A. et al., 2009).

Deutsche Forscher der Universität Bremen machten jetzt eine neue Entdeckung, wie Polyphenole ihre gesundheitsfördernde Wirkung im Körper entfalten könnten. Gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien untersuchten sie den genauen Verbleib und die Wirkung von Polyphenolen innerhalb der Zelle. Das Forscherteam nutzte dazu verschiedene Spektroskopie-Verfahren (Massen- und chiroptische Spektroskopie), um herauszufinden, ob Polyphenole mit der menschlichen DNA im Zellkern interagieren. Da der Zellkern wichtige Zellaktivitäten steuert, könnte jede Wechselwirkung mit der Zellkern-Struktur entscheidend sein, um die biologische Wirkung von Polyphenolen zu verstehen.

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Als Darjeeling-Tee bezeichnet man Schwarzteesorten, die im indischen Darjeeling angebaut werden. Die Teeplantagen liegen auf 800 bis 2.000 Metern Höhe

Als Darjeeling-Tee bezeichnet man Schwarzteesorten, die im indischen Darjeeling angebaut werden. Die Teeplantagen liegen auf 800 bis 2.000 Metern Höhe

Bildquelle: © winni / Fotolia.com

Tee-Polyphenole binden an die menschliche DNA

Das Forscherteam um den Chemiker Nikolai Kuhnert belegte mit den spektroskopischen Analysen, dass sich zwei der häufigsten Tee-Polyphenole – Epigallocatechingallat aus grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus schwarzem Tee – an Zellkern-Strukturen anheften. Besonders häufig gehen sie Bindungen mit den Enden von Chromosomen ein. Die Chromosomen-Enden werden auch Telomere genannt. Sie stabilisieren die Chromosomen und schützen sie vor dem Verfall oder der Fusion mit benachbarten Chromosomen.

Bei jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere, d.h. die Chromosomenlänge nimmt mit jeder Zellteilung ab. Unterschreitet das Telomer eine kritische Länge (circa 4 Kilobasen), ist die Zelle nicht mehr teilungsfähig und stirbt ab. Durch das Binden der Tee-Polyphenole an den Telomeren, so vermuten die Wissenschaftler, könnte sich dieser Verkürzungsprozess verlangsamen und die Zelllebensdauer verlängert. „Wir gehen davon aus, dass diese positive stabilisierende Wirkung auf die Erbinformation auf lange Sicht auch die Gesundheit und Lebenserwartung des gesamten Organismus verbessert“, erläutert Nikolai Kuhnert, Professor für Chemie an der Jacobs University Bremen und Leiter der Studie.

Da die Untersuchungen allerdings nur in vitro durchgeführt wurden, wollen die Forscher nun auch die Wirkung der Polyphenole direkt im menschlichen Körper untersuchen. Denn hier spielen auch viele weitere Faktoren, wie beispielsweise Lebens- oder Essgewohnheiten, eine Rolle.

Obwohl Tee wirtschaftlich bedeutend ist, bedarf es noch viel Forschung, um eindeutige Aussagen zu dessen gesundheitsförderlicher Wirkung treffen zu können.


Quelle:
Mikutis, G. et al. (2012): Phenolic promiscuity in the cell nucleus – epigallocatechingallate (EGCG) and theaflavin-3,3?-digallate from green and black tea bind to model cell nuclear structures including histone proteins, double stranded DNA and telomeric quadruplex DNA. In: Food & Function, 20. October 2012, DOI: 10.1039/C2FO30159H.  

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Unterschiedliche Pflanzenteilen der Teepflanze Camellia sinensis (z.B. Blätter oder Stängel) werden für die Zubereitung von Tee genutzt. (Quelle: © Shahnoor Habib Munmun / Wikimedia.org; CC BY 3.0)