Kuriose Pflanzenwelt: Die Titanwurz

… die größte (Stink-) Blume der Welt

26.03.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Titanwurz aufgenommen im Botanischen Garten von New York: Aufgrund des Aasgeruchs wird sie auch Leichen-Blume genannt. (Bildquelle: Rhododendrites / wikimedia.org / CC BY-SA 4.0)

Titanwurz aufgenommen im Botanischen Garten von New York: Aufgrund des Aasgeruchs wird sie auch Leichen-Blume genannt. (Bildquelle: Rhododendrites / wikimedia.org / CC BY-SA 4.0)

Die Titanwurz (Amorphophallus titanum) ist eine der spektakulärsten Erscheinungen im Pflanzenreich: Ihr Blütenstand ist der größte weltweit – 3,73 Meter hoch ist das Exemplar, das seit 2016 den Rekord hält.

Doch das ist längst nicht alles: Ihre enorme Wurzelknolle wird bis zu 100 Kilogramm schwer und macht ihrem Namen alle Ehre. Auch ihr intensiver Aasgeruch während der Blütezeit ist ein Spektakel der besonderen Art. 

Aasgeruch? Warum riecht die Titanwurz denn nach totem Tier?

Viele Pflanzen verströmen Düfte, um Insekten anzulocken. So auch die Titanwurz, auch Titanenwurz genannt: Als Bestäuber bevorzugt sie allerdings bestimmte Käfer, die ihre Eier in der Regel auf verwesenden Tieren ablegen. Während der Blütezeit gibt sie daher einen starken Aasgeruch als Lockmittel ab. Um diesen möglichst weit zu verbreiten, erhöht die Titanwurz sogar ihre Temperatur.

Dieser extreme Lockmechanismus ist sinnvoll, da die Pflanze nur sehr kurz (3 Tage) und selten (alle 3 Jahre) blüht und bestäubt werden kann: Käfer, die sich vom Geruch täuschen lassen, werden zu eifrigen ‚Pollentransportern‘ zwischen benachbarten Titanwurzen.  

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Blüte im Zeitraffer: Eine Titanwurz im Botanischen Garten der Vereinigten Staaten in Washington DC im Jahr 2016.

Videoquelle: United States Botanic Garden / youtube.com

Was passiert mit der Pflanze nach der Blüte?

Wird die Pflanze erfolgreich bestäubt, bilden sich rote Früchte, die ca. 8 Monate reifen. Wird die Titanwurz nicht bestäubt, verwelkt ihr Blütenstand und an dessen Stelle entwickelt sich ein großes, gefiedertes Laubblatt. In diesem Stadium ist die Pflanze recht unscheinbar. Nun dauert es wieder zwei Jahre, bevor sie wieder genug Energie in ihrer Knolle für eine erneute Blütenbildung gespeichert hat.

Und wo wächst die Titanwurz?

In freier Natur ist die Titanwurz nur auf der indonesischen Insel Sumatra zu finden. Aufgrund der Zerstörung des Regenwalds zählt sie seit langem zu den stark gefährdeten Pflanzen. Botanische Gärten versuchen sie zu retten, indem sie die Pflanze selbst kultivieren. Das ist allerdings wegen ihrer empfindlichen Wurzelknolle gar nicht so leicht. Fadenwürmer und andere Schädlinge haben in freier Natur leichtes Spiel und viele importierte Jungpflanzen sind davon befallen. In Deutschland ist man daher dazu übergegangen, gesunde Pflanzen im Labor und damit unter sterilen Bedingungen mit Hilfe von Zellkulturen zu vermehren.  

Warum sind Lockstoffe auch für PflanzenforscherInnen interessant?

Lockstoffe können einer Pflanze auch schaden. Ein Beispiel ist Mais. Maispflanzen geben Stoffe in den Boden ab, die ihre Eisenaufnahme und damit ihr Wachstum verbessern. Fatalerweise nützt das genau einem Schadinsekt, dem gefürchteten Maisbohrer: Er ortet seine Opfer im Boden anhand dieser „Lockstoffe“ und raubt dann auch noch der Pflanze das Eisen. PflanzenforscherInnen arbeiten daran, das zu verhindern. Mehr dazu gibt es hier.


Quellen:

  • Lobin, W. et al. (2007): The cultivation of Titan Arum (Amorphophallus titanum) – A flagship species for Botanic Gardens. In: Sibbaldia (5): 69-86.
  • Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin (2016): Titanenwurz blühte 2016! Amorphophallus titanum, (abgerufen am 22.03.2021).
  • Botanische Gärten der Universität Bonn: Titanenwurz, (abgerufen am 22.03.2021).

Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:

Titelbild: Titanwurz aufgenommen im Botanischen Garten von New York: Aufgrund des Aasgeruchs wird sie auch Leichen-Blume genannt. (Bildquelle: Rhododendrites / wikimedia.org / CC BY-SA 4.0)