Schon gewusst? Giftige Doppelgänger

Bärlauch-Sammler:innen müssen im Frühling auf der Hut sein

31.03.2022 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Achtung Doppelgänger: Giftige Maiglöckchen und Herbstzeitlose sehen Bärlauch zum Verwechseln ähn-lich. Sammler:innen erkennen das abgebildete Original am charakteristischen Knoblauchgeruch. (Bild-quelle: © Hans Braxmeier / Pixabay)

Achtung Doppelgänger: Giftige Maiglöckchen und Herbstzeitlose sehen Bärlauch zum Verwechseln ähn-lich. Sammler:innen erkennen das abgebildete Original am charakteristischen Knoblauchgeruch. (Bild-quelle: © Hans Braxmeier / Pixabay)

Jedes Frühjahr pilgern Hobbyköchinnen und Köche in den Wald, um Bärlauch zu sammeln. Denn aus dessen Blättern lassen sich leckere saisonale Gerichte wie Pesto und Suppen zubereiten. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor Vergiftungsgefahr, wenn Bärlauch mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlose verwechselt wird. Wer sich nicht auskennt, sollte zu Bärlauch aus dem Supermarkt greifen.

Im Frühling kann man bei einem Waldspaziergang oft Bärlauch (Allium ursinum) zwischen den Bäumen entdecken. Das wilde Kraut wächst in schattigen Laub- und Mischwäldern sowie Parkanlagen und Nutzgärten. Die grünen, jungen Blätter der Pflanze werden in der saisonalen Küche eingesetzt, zum Beispiel in Pestos, Soßen, Suppen und Salaten. Das Sammeln von wildem Bärlauch ist beliebt, doch der Schein kann trügen: Nicht alles, was wie Bärlauch aussieht, sollte in den Kochtopf wandern.

Doppelgänger sorgen für Vergiftungsgefahr

Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), warnt davor, Bärlauch mit Maiglöckchen (Convallaria majalis) oder Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) zu verwechseln. Jedes Jahr werden im Frühling Fälle gemeldet, bei denen der Verzehr der giftigen Doppelgänger zu starken Vergiftungen geführt hat. Während die Pflanzengifte in Medizin und Pflanzenzucht wohldosiert eingesetzt werden, kann der Konsum für Menschen tödlich sein.

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Bärlauch-Pesto gehört zu den beliebtesten Rezepten, die aus frisch gesammelten Bärlauchblättern hergestellt werden.

Bärlauch-Pesto gehört zu den beliebtesten Rezepten, die aus frisch gesammelten Bärlauchblättern hergestellt werden.

Bildquelle: © Couleur / Pixabay

Glykoside in Maiglöckchen können die Herzfrequenz anregen oder drosseln. In der Schulmedizin werden sie daher gegen Herzmuskelschwäche eingesetzt, doch der Verzehr von Maiglöckchenblättern kann zu Übelkeit, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen führen.

Das Herbstzeitlose-Gift Colchicin wird zur Gicht-Behandlung und zur Züchtung größerer Pflanzen eingesetzt. Es unterbricht die Zellkernteilung (Mitose), wodurch sich die DNA im Zellkern verdoppelt und dadurch Pflanzenzellen größer werden. Züchter haben auf diese Weise beispielsweise Erdbeerpflanzen zu ihren großen Früchten verholfen. Isst man die Blätter der Herbstzeitlose jedoch, können Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Nierenschäden, Atemlähmung und Kreislaufversagen eintreten.

Auf den charakteristischen Knoblauchgeruch achten

Wer trotz dieser Gefahren selbst Bärlauch sammeln will, braucht einen feinen Geruchssinn. Die richtigen Blätter riechen nach Knoblauch, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Da der Geruch jedoch hartnäckig an den Händen kleben bleibt, ist das Verwechslungsrisiko schon beim Testen der nächsten Pflanze groß.

Alternativ kann man Bärlauch von seinen Doppelgängern auch an der Blattanatomie unterscheiden. Bärlauchblätter haben einen klar erkennbaren Stiel pro Blatt. Bei Maiglöckchen wachsen immer zwei Blätter an einem Stil und umfassen ihn wie einen Mantel. Die Herbstzeitlosenblätter wachsen in einer Rosette und ohne Stile direkt aus dem Boden. Weiteres Kennzeichen: Bärlauchblätter sind auf der Unterseite im Gegensatz zu Herbstzeitlosen und Maiglöckchen matt.

Doch am besten überlässt man das Bärlauch-Sammeln den Profis. Alle anderen können den sogenannten Waldknoblauch im Lebensmittelhandel kaufen. Und wer will, greift selbst zur Hacke und baut Bärlauch in der nächsten Saison einfach im eigenen Garten an.


Quelle: 
Bundesinstitut für Risikobewertung (2022): Bärlauch: „Doppelgänger“ führen häufig zu Vergiftungen, (abgerufen am: 28.03.2022).

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Titelbild: Achtung Doppelgänger: Giftige Maiglöckchen und Herbstzeitlose sehen Bärlauch zum Verwechseln ähnlich. Sammler:innen erkennen das abgebildete Original am charakteristischen Knoblauchgeruch. (Bildquelle: © Hans Braxmeier / Pixabay)