Kuriose Pflanzenwelt: Hura crepitans

…die (vielleicht) gefährlichste Pflanze der Welt

13.04.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Der Sandbüchsenbaum zählt zu den gefährlichsten Pflanzen der Welt: Hochgiftig, stachlig und „schussbereit“. (Bildquelle: © iStock.com/William Rodrigues dos Santos)

Der Sandbüchsenbaum zählt zu den gefährlichsten Pflanzen der Welt: Hochgiftig, stachlig und „schussbereit“. (Bildquelle: © iStock.com/William Rodrigues dos Santos)

Der Sandbüchsenbaum ist in seiner Heimat Mittel- und Südamerika unter einigen furchteinflößenden Namen bekannt: „Teufelsbaum“ und „Pistole der Affen“ sind nur zwei davon und lassen erahnen, dass man sich vor dieser Pflanze besser in Acht nehmen sollte.

Schon ihr Äußeres flößt einem Respekt ein: Sandbüchsenbäume haben breite Stämme, die mit Stacheln übersäht sind. Und auch ihr Inneres hat es „in sich“. Ihr Milchsaft ist für Mensch und Tier äußerst giftig und wird von indigenen Völkern jeher als Pfeilgift verwendet. Kommt man dem Baum zur falschen Jahreszeit zu nahe, läuft man außerdem Gefahr, von seinen ebenso giftigen Samenkapseln „abgeschossen“ zu werden.

Ein Baum, der um sich „schießt“ – wie kann das denn sein?

Kaum zu glauben aber wahr: Die Früchte des Sandbüchsenbaums sehen harmlos aus, werden jedoch sobald sie reif und getrocknet sind, zu tickenden Zeitbomben. Sie explodieren mit einem lauten Knall und schleudern ihre harten Samenkapseln mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h bis zu 45 Meter weit in ihre Umgebung. Menschen oder Tiere in der unmittelbaren Nähe können sich dabei ernsthaft verletzen. Auch von den Früchten selbst sollte man Abstand gewinnen: Sie sind höchst giftig und verursachen Erbrechen, Durchfall und Krämpfe, wenn sie gegessen werden.

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Die „explosiven“ Früchte des Baumes erinnern an kleine Kürbisse.

Die „explosiven“ Früchte des Baumes erinnern an kleine Kürbisse.

Bildquelle: © SAplants / wikimedia.org / CC BY-SA 4.0

Was macht die Früchte so ungenießbar?

Ihr Milchsaft! Der Milchsaft enthält giftige Diterpenester und findet sich nicht nur unter der Rinde, sondern auch in den Früchten und Samen des Baumes. Ara-Papageien lassen sich davon allerdings nicht abschrecken und fressen unreife Früchte ohne Probleme – ihr Trick: Sie fressen anschließend Tonerde, die entgiftend wirkt und so die toxische Wirkung des Milchsafts aufhebt. Als Mensch sollte man mit dem Saft generell nicht in Berührung kommen. Er wirkt ätzend und greift die Haut an. Bei Augenkontakt kann das sogar zur Erblindung führen.

Und weshalb sind die Bäume dann noch mit Stacheln übersäht?

Sandbüchsenbäume haben rund um ihren gesamten Stamm ca. ein Zentimeter lange Stacheln. Diese schützen sie z. B. vor Fressfeinden. Affen und weitere Tiere können so nicht an den Stämmen hochklettern oder sich an ihnen abstützen, um an die Blätter und Früchte des Baumes zu gelangen. Darüber hinaus bieten die dicht aneinander stehenden Stacheln Schutz vor der intensiven Sonneneinstrahlung.

Die Namen „Teufelsbaum“ und „Pistole der Affen“ leuchten ein – doch woher kommt der deutsche Name „Sandbüchsenbaum“?

Seinen deutschen Namen verdankt der Baum den kleinen Schälchen, die früher aus den Samenkapseln hergestellt und mit feinem, trockenem Sand befüllt wurden. Diese „Sandbüchsen“ wurden vor der Zeit des Löschpapiers zum schnelleren Trocknen von Tinte verwendet. Indigene Völker nutzen die Kapseln zu einem anderen Zweck: Sie stellen daraus Schmuck und Ornamente her.

Was können PflanzenforscherInnen von Sandbüchsenbäumen lernen?

Wie Sandbüchsenbäume nutzen auch viele andere Pflanzen Abwehrstoffe und Verteidigungsmechanismen, um gegenüber der Umwelt widerstandfähiger zu sein. PflanzenforscherInnen untersuchen pflanzliche Immunsysteme gezielt, um Kulturpflanzen mit  stärkeren Abwehrkräften zu züchten. Mehr dazu gibt es hier zu lesen.


Quellen:

  • Britannica, The Editors of Encyclopaedia (2020): Sandbox tree. In: Encyclopedia Britannica, (11.09.2020), (abgerufen am 11.04.20219).
  • Tropical Plants Database (2019): Hura crepitans, (abgerufen am 11.04.2021).
  • Swaine, M.D und Beer, T. (1977): Explosive Seed Dispersal in Hura Crepitans L. In: New Phytol. 78: 695-708, (Mai 1977), doi: 10.1111/j.1469-8137.1977.tb02174.x.

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Titelbild: Der Sandbüchsenbaum zählt zu den gefährlichsten Pflanzen der Welt: Hochgiftig, stachlig und „schussbereit“. (Bildquelle: © iStock.com/William Rodrigues dos Santos)