Schon gewusst? Grünflächen kühlen Städte ab
Ein Mehr an Grün macht das Sommer-Leben angenehmer
Die innerstädtische Hitze kann uns Menschen gehörig zusetzen. Mehr Stadtgrün kann Abhilfe schaffen, wie eine empirische Studie untermauert. Das Ergebnis: Ein Grünflächenanteil von rund 40 Prozent kann den extremen Hitzestress im Sommer halbieren. Ein Appell für mehr Grün in den Innenstädten.
Durch starke Bebauung und eine geballte Ladung an Emissionen wärmen sich Städte viel mehr auf als das Umland. Man spricht von städtischen Wärmeinseln. Zudem häufen sich Hitzewellen, die den Effekt verschärfen. Stadtgrün ist eine Strategie, um Städte besser an den Klimawandel anzupassen. Um den Einfluss der Vegetation auf die Hitzebelastung in Städten besser zu verstehen, hat ein Forschungsteam unter Federführung der Technischen Universität München (TUM) von 2018 bis 2020 eine empirische Studie in Würzburg durchgeführt. Würzburg ist mit über 126.000 Einwohnern eine der größten Städte Nordbayerns und eine der trockensten und wärmsten Städte Süddeutschlands.
Innenstadt ganzjährig wärmer
Dafür maß und verglich das Team die Temperaturen und andere meteorologische Daten vom Stadtzentrum bis zum Stadtrand. Das Zentrum mit weniger Grün- und mehr bebauten Flächen war sowohl im Sommer als auch im Winter deutlich wärmer als die Vorortstandorte.
„Unsere Studie hat gezeigt, dass etwa 40 Prozent an Grünflächen in der bebauten Umwelt einschließlich Rasenflächen, Gründächern und begrünten Wänden den extremen Hitzestress im Sommer auf die Hälfte reduzieren könnten, ohne dass sich der Kältestress im Winter erhöht“, sagt Erstautor Dr. Mohammad A. Rahman vom Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung an der TUM. „Klimawandelanpassung kann nur gelingen, wenn eine ausreichende Durchgrünung der Stadt sichergestellt ist“, so das Fazit von Rahman.
Nicht nur Bäume gefragt
Der Kühleffekt von Grünflächen ist jedoch nicht nur von deren Größe, sondern auch von der umgebenden Bebauung abhängig – viele Gebäude wirken sich negativ aus. Andererseits kommt es auch auf die Art der Begrünung an. Bei der Wahl des Grüns müssen die biophysikalischen Funktionen der Pflanzen berücksichtigt werden und diese können sich im Sommer und Winter unterscheiden.
Stadtbäume haben zum Beispiel gleich mehrere nützliche Funktionen – ihre Baumkronen spenden im Sommer Schatten und reduzieren die kurzwellige Strahlung, die auf den Boden auftrifft um bis zu 90 Prozent. Darüber hinaus geben sie Wasserdampf durch die Spaltöffnungen der Blätter ab, ein Vorgang der Transpiration genannt wird. Dadurch erhöht sich die relative Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen in der unmittelbaren Umgebung verringern sich um bis zu acht Grad Celsius. Aber es gibt auch Nachteile. So können Bäume in engen Straßen auch die Luft daran hindern, sich gut zu durchmischen. Auf Rasenflächen hingegen ist die Sonneneinstrahlung höher – ein Vorteil im Winter, weil es die Kälte abmildert. Eine geschickte Kombination von unterschiedlichen Pflanzen ist daher gewinnversprechend.
Stadtgrün hat noch mehr Vorteile
Grüne Oasen sind nicht nur gut fürs Klima. Auch Insekten und andere Tiere dürften sich über die neuen Lebensräume freuen. Das schafft mehr Biodiversität im urbanen Raum und kann den anhaltenden Artenschwund lindern. Aber auch für den Menschen hat ein Mehr an Grün noch weitere Vorteile: Straßenbäume in direkter Umgebung wirken sich auch positiv auf die seelische Gesundheit aus (vgl. „Schon gewusst? Stadtgrün tut der Psyche gut“). Alles gute Gründe, um zukünftig mehr Platz für Pflanzen bei der Stadtplanung zu reservieren!
Quelle:
Rahman, M.A. et al. (2022): Spatial and temporal changes of outdoor thermal stress: influence of urban land cover types. In: Scientific Reports, (13. Januar 2022), doi: 10.1038/s41598-021-04669-8.
Zum Weiterlesen:
- Schon gewusst? Stadtgrün tut der Psyche gut
- Blumige Aussichten für Insekten - Förderung der Biodiversität im urbanen Raum
- Urban Gardening, das Gärtnern in der Stadt
Titelbild: Studie in Würzburg belegt: Es darf ruhig ein bisschen mehr Grün wachsen. Das bringt Vorteile für das Klima in der Stadt. (Bildquelle: © Holger Schué / Pixabay)