Schon gewusst? Stadtgrün tut der Psyche gut
Deutlich weniger Antidepressiva-Verschreibungen in baumreichen Stadtteilen
Grün hält gesund: Straßenbäume in der direkten Wohnumgebung wirken sich positiv auf unsere seelische Gesundheit aus. Denn in „grünen“ Stadtvierteln verschreiben Ärzte deutlich weniger Antidepressiva als in baumlosen Wohngebieten. Zu diesem verblüffenden Schluss kommt eine neue Studie der Universität Jena. Straßenbäume in städtischen Wohngebieten zu pflanzen, könnte daher eine effektive und kostengünstige Lösung sein, um psychische Krankheiten zu bekämpfen. Hinzu kommt, dass solche Maßnahmen den lokalen Klimawandel abschwächen und die biologische Vielfalt erhöhen.
Depressionen gelten als Volkskrankheit, besonders in städtischen Räumen ist diese psychische Krankheit weit verbreitet. Erste Studien in Corona-Zeiten deuten zudem auf eine Zunahme an depressiven Symptomen hin und Krankenkassen verzeichnen derzeit einen Höchststand an Krankschreibungen aufgrund depressiver Erkrankungen.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat sich nun mit der Frage beschäftigt, ob Stadtgrün eine „heilende Wirkung“ auf die Psyche der Menschen haben könnte.
Mehr Bäume, weniger Medikamente
Die WissenschaftlerInnen zählten die Antidepressiva-Verschreibungen in verschiedenen Stadtteilen von Leipzig. Das Ergebnis war eindeutig: Gab es reichlich Bäume in den Wohngebieten, sanken die Antidepressiva-Verschreibungen vor allem bei sozial benachteiligten Personengruppen um knapp 50 Prozent. Dazu durfte allerdings die Entfernung von Stadtgrün zu den Wohnorten nicht mehr als 100 Meter betragen.
Auch die Artenvielfalt atmet auf
Viel „Grün“ findet man in den Städten allerdings nur in den Parkanlagen und nicht in der unmittelbaren Umgebung der eigenen vier Wände. Daher der Appell der WissenschaftlerInnen an die Stadtplaner: Bitte mehr Straßenbäume zum psychischen Wohl der Bewohner! Ein nützlicher Nebeneffekt: Die Bäume verbessern das Stadtklima und bieten einer Vielzahl an Wildtieren Platz zum Leben.
Quelle:
Marselle, M.R. et al. (2020): Urban street tree biodiversity and antidepressant prescriptions. In: Scientific Reports 10: 22445, (31. Dezember 2020), doi: 10.1038/s41598-020-79924-5.
Zum Weiterlesen:
- Blumige Aussichten für Insekten – Förderung der Biodiversität im urbanen Raum
- Das große Sterben – Verlust von Insekten nimmt alarmierende Ausmaße an
- Schon gewusst? Bäume am Limit – Sommer 2018: Bäume hatten erstmals tagelang eine negative CO2-Bilanz
Titelbild: Stadtgrün ist nicht nur gut für die seelische Gesundheit, sondern auch für Wildtiere und das Stadtklima. (Bildquelle: © Bev / Pixabay)