Blumige Aussichten für Insekten

Förderung der Biodiversität im urbanen Raum

24.06.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Bunte Vielfalt: Wildblumenwiesen wie diese, bieten vielen Insektengruppen Nahrung und Unterschlupf. (Bildquelle: © Cunigunde/Pixabay/CC0)

Bunte Vielfalt: Wildblumenwiesen wie diese, bieten vielen Insektengruppen Nahrung und Unterschlupf. (Bildquelle: © Cunigunde/Pixabay/CC0)

Wildblumenwiesen als Alternative zu herkömmlichen Grünflächen in Städten erhöhen die Artenvielfalt. Doch nicht nur Insekten profitieren davon, sondern auch die Stadtverwaltungen durch geringere Pflegekosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der TU Darmstadt, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.

Insekten sind als Pflanzenbestäuber und Nahrungsgrundlage vieler Tierarten für unser Ökosystem lebensnotwendig. Allerdings nimmt die Population der kleinen Krabbeltiere nicht zuletzt durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft stetig ab. Auch der Rückgang einheimischer Pflanzenarten trägt zum Insektensterben bei. Doch könnten Wildblumenwiesen in den Städten – als Ersatz der herkömmlichen Grünanlagenbepflanzungen mit häufig nicht einheimischen Pflanzen – diesen Trend zumindest teilweise umkehren?

Insekten-Bestandsaufnahme

Mit dieser Frage hat sich nun eine Forschergruppe der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt in Kooperation mit der Fachgruppe Umwelt der Stadt Riedstadt beschäftigt.

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Heimische Wildpflanzen wie die Acker-Witwenblume bieten Nahrung und Lebensraum für Insekten im Siedlungsraum. Hier treffen sich Knautien-Sandbiene (Wildbiene des Jahres 2017, l.) und Gelbbindige Furchenbiene (Wildbiene des Jahres 2018).

Heimische Wildpflanzen wie die Acker-Witwenblume bieten Nahrung und Lebensraum für Insekten im Siedlungsraum. Hier treffen sich Knautien-Sandbiene (Wildbiene des Jahres 2017, l.) und Gelbbindige Furchenbiene (Wildbiene des Jahres 2018).

Bildquelle: © TU Darmstadt/Karsten Mody

Im Rahmen der zweijährigen Studie verglichen die Wissenschaftler das Vorkommen von Arthropoden auf herkömmlichen städtischen Grünflächen und Wildblumenwiesen – auch unter Beachtung der Größe der untersuchen Flächen, der vorherigen Flächennutzung und des Mäh-Regimes.

Wildblumen locken Insekten an

Die klare Erkenntnis: Auf Wildblumenwiesen tummelten sich im Vergleich zum traditionellen Stadtgrün mehr als die doppelte Anzahl an Ameisen, Käfer, Spinnen und Co. „Unsere Studie zeigte deutlich, dass viele Insektengruppen durch das Anlegen von Wildblumenwiesen gefördert werden können“, fasst Karsten Mody, Erstautor der Studie, das eindeutige Ergebnis zusammen. Diese Flächen bieten den Tieren mehr Nahrung und Unterschlupf, besonders wenn sie nicht so häufig gemäht werden.

Win-win-Situation: Insektenschutz und Kostenersparnis

Das Anlegen von Wildblumenwiesen in Stadt und Land ist also ein klarer Gewinn für die Biodiversität. Die blumige Vielfalt wirkt aber nicht nur dem Insektensterben entgegen, sondern spart auch rund 80 Prozent üblichen Pflegekosten: Das liegt vor allem daran, dass die Wiesen nur gemäht werden müssen und z. B. kein aufwendiger Schnitt von Gehölzen mehr erforderlich ist. „Man kann Insekten fördern und Kosten sparen – eine echte Win-win-Situation“, schließt Mody.

Professor Nico Blüthgen, Mitautor der Studie, fügt hinzu, dass hierzu weiter geforscht wird: „Dieses aktuelle und relevante Thema werden wir in den nächsten Jahren in mehreren Arbeitsgruppen der TU in Darmstadt und Umgebung vertiefen – im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts ,Biodiversitätskulturen in Stadt und Land – Integrative Forschung zur Förderung der Insektenvielfalt auf Grünflächen‘.“


Quelle:
Mody, K. et al. (2020): Flower power in the city: Replacing roadside shrubs by wildflower meadows increases insect numbers and reduces maintenance costs. In: Plos One, (09. Juni 2020), doi: 10.1371/journal.pone.0234327.

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Wildblumenwiesen wie diese, bieten vielen Insektengruppen Nahrung und Unterschlupf. (Bildquelle: © Cunigunde/Pixabay/CC0)