Wiedervernässte Moore

Für mehr Klima- und Artenschutz

15.01.2024 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Moore speichern viel Kohlenstoff und gelten daher als wichtig für den Klimaschutz. (Bildquelle: © 652234 / Pixabay)

Moore speichern viel Kohlenstoff und gelten daher als wichtig für den Klimaschutz. (Bildquelle: © 652234 / Pixabay)

Werden trockengelegte Moorböden wieder vernässt und gleichzeitig schonend bewirtschaftet, gibt es mehrere Gewinner: Klima, Landwirte und Artenschutz.

Moore gelten als wichtige Kohlenstoffsenken zur Bekämpfung der Klimakrise. Ihre Wiedervernässung ist daher eine wichtige Maßnahme, um CO2-Emissionen zu senken. Aber anstatt diese Flächen sofort aus der Nutzung zu nehmen, gibt es inzwischen andere Ansätze, die auch die betroffenen Landwirte und den Artenschutz mit im Blick haben. In einer neuen Studie hat ein Forschungsteam der Universitäten Bremen und Greifswald die Auswirkungen der sogenannten Paludikultur auf die Artenvielfalt genauer untersucht.

Die Bedeutung der Moore

Intakte Moore bedecken zwar nur etwa drei Prozent der globalen Landoberfläche, speichern aber mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Werden sie entwässert, gelangt Sauerstoff in tiefere Schichten der Moorkörper und organische Substanz zersetzt sich – der gespeicherte Kohlenstoff gelangt als CO2 in die Atmosphäre. Entwässerte Moore sind aktuell für etwa fünf Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auch in Deutschland sind etwa 95 Prozent der Moore entwässert und verursachen ca. sieben Prozent der in Deutschland emittierten Treibhausgase. Daher rücken Moore bei der Bekämpfung des Klimawandels zunehmend ins Zentrum des Interesses. Gleichzeitig enthalten intakte Moore eine hohe Artenvielfalt mit vielen Rote-Liste-Arten.

Einfach nur wiedervernässen?

Durch eine bloße Wiedervernässung würden Landwirt:innen landwirtschaftliche Flächen verlieren. Auch dem Artenschutz wäre dadurch nicht unmittelbar geholfen. Denn diese Flächen sind durch die vorangegangene landwirtschaftliche Nutzung und Düngung reich an Nährstoffen (Eutrophierung) und dadurch in der Regel artenarm. Hier dominieren meist wenige und schnellwüchsige Pflanzenarten, die konkurrenzschwache Arten verdrängen.

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Wasserbüffel eignen sich zum Beweiden vernässter Flächen im Rahmen der Paludikultur.

Wasserbüffel eignen sich zum Beweiden vernässter Flächen im Rahmen der Paludikultur.

Bildquelle: © Damaris Fritz / Pixabay

Eine Lösung könnte die Paludikultur sein: Sie bezeichnet eine Bewirtschaftungsform auf wiedervernässten Moorböden, bei der Schilf (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spec.) und Seggen (Carex spec.) sowie Weichhölzern wie Schwarzerle (Alnus glutinosa) und Weide (Salix spec.) angebaut werden. Geerntet würde Riet für die Herstellung von Rietdächern, Futtermittel und Biomasse zur Erzeugung von Bioenergie. Auch eine Weidewirtschaft ist möglich, z.B. mit Wasserbüffeln. Einzige Bedingung: Um den Torfkörper zu erhalten und seine Zersetzung zu unterbinden, muss der Wasserspiegel ganzjährig auf einem hohen Niveau gehalten werden. Für die nassen Böden sind daher auch spezielle Geräte zum Mähen nötig.

Höhere Artenvielfalt durch Bewirtschaftung

Der Clou: Diese Bewirtschaftungsform könnte auch der Artenvielfalt zugutekommen. Denn die Forscher:innen vermuteten, dass das Mähen dem Boden Nährstoffe entziehen und hochwüchsige Pflanzenarten zurückdrängen kann.

Um das zu überprüfen, untersuchten die Forscher:innen sechs wiedervernässte und bewirtschaftete Moorflächen in Mecklenburg-Vorpommern. Auf den Flächen wuchsen Rohrkolben bzw. Seggen, die entweder einmal jährlich, alle zwei bis drei Jahre oder gar nicht gemäht wurden. Die pflanzliche Artenvielfalt nahm insbesondere auf den gemähten Flächen zu, da hier auch lichtliebende und niedrig wachsende Pflanzenarten konkurrenzfähig waren. Dagegen nahmen die Zahl von Spinnenarten bei regelmäßiger Mahd auffällig ab, möglicherweise weil hoch wachsende Gräser wichtig für den Netzbau sind, vermuteten die Forscher:innen. Sie konnten insgesamt 78 Pflanzenarten, 18 Brutvogelarten, 55 Käferarten und 73 Spinnenarten identifizieren - 32 davon waren Rote-Liste-Arten und 74 Prozent der beobachteten Arten waren typisch für Feuchtgebiete. Dagegen fehlten weitgehend kleine Gehölze, die schnell gestörte Moorflächen überwuchern können. 

Die vorläufigen Ergebnisse deuten an, dass auch bewirtschaftete Moorflächen dem Artenschutz zugutekommen können. Ob sich das bestätigt, müssen langfristige Beobachtungen noch zeigen. Die Forscher:innen empfehlen, die Bewirtschaftung auf diesen Flächen mosaikartig zu variieren, um den Ansprüchen verschiedener Arten möglichst gerecht zu werden.


Quelle:
Martens, H. R. et al (2023): Paludiculture can support biodiversity conservation in rewetted fen peatlands. In: Nature Scientific Reports 13, 23. Oktober 2023. dx.doi.org/10.1038/s41598-023-44481-0

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Titelbild: Moore speichern viel Kohlenstoff und gelten daher als wichtig für den Klimaschutz. (Bildquelle: © 652234 / Pixabay)