Wälder des Mittelmeerraums in Not

Anhand fossiler Pollen lässt sich eine düstere Zukunft voraussagen

23.05.2023 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Wissenschaftler:innen malen ein düsteres Bild: Um das Mittelmeer gehen in naher Zukunft die Wälder verloren. Zurück bleibt eine Steppe. (Bildquelle: © dsandzhiev / Pixabay)

Wissenschaftler:innen malen ein düsteres Bild: Um das Mittelmeer gehen in naher Zukunft die Wälder verloren. Zurück bleibt eine Steppe. (Bildquelle: © dsandzhiev / Pixabay)

Was droht den Wäldern im Mittelmeerraum angesichts des fortschreitenden Klimawandels? Eine überraschend klare Antwort ergab nun eine Untersuchung von fossilen Pollen und Klimadaten der vergangenen 500 000 Jahren: Eine komplette Versteppung kann schon binnen weniger Jahrzehnte eintreten.

Der Mittelmeerraum gilt als eine der Regionen, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sein werden. Das liegt auch daran, dass er sich am Rand von Klimasystemen höherer und niedrigerer Breiten befindet, was ihn besonders empfindlich für abrupte Klimaschwankungen macht. Der aktuelle IPCC-Report bestätigt diese These.

Ein Verlust dieser Wälder wäre fatal. Sie sind nicht nur Biodiversitäts-Hotspots, sondern erbringen auch wichtige Ökosystemleistungen – dazu gehören Erosionsschutz und eine stabilisierende Wirkung auf Klima und Gewässer. Nicht zuletzt sind sie auch Nahrungs- und Holzlieferanten.

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Etwa 400.000 Jahre alte Pollenkörner aus Tenaghi Philippon unter dem Mikroskop. Aufgrund ihrer guten Erhaltungsfähigkeit bleiben sie auch in Bohrkernen überliefert und ermöglichen es so, Vegetations- und Klimaveränderungen in der erdgeschichtlichen Vergangenheit zu rekonstruieren.

Etwa 400.000 Jahre alte Pollenkörner aus Tenaghi Philippon unter dem Mikroskop. Aufgrund ihrer guten Erhaltungsfähigkeit bleiben sie auch in Bohrkernen überliefert und ermöglichen es so, Vegetations- und Klimaveränderungen in der erdgeschichtlichen Vergangenheit zu rekonstruieren.

Bildquelle: © Ulrich Kotthoff

Das Klimaarchiv in Griechenland

Daher hat sich nun ein Forschungsteam mit dem Schicksal dieser Wälder beschäftigt. Als Datenmaterial diente das Klima- und Vegetationsarchiv des Niedermoors von Tenaghi Philippon in Nordostgriechenland. Es gilt als eines der besten Klimaarchive Europas und umfasst mindestens 19 aufeinanderfolgende Glazial-Interglazialzyklen der letzten 1,35 Millionen Jahre.

Vegetationsformen können durch fossile Pollen bestimmt werden

In Bohrkernen konnten die Forscher:innen gut erhaltenes fossiles Pollenmaterial finden und analysieren. Die über die Pollenkörner gewonnenen Informationen zur wechselnden Vegetationsausprägung konnte das Team in Beziehung zu den Niederschlagsschwankungen in den letzten 500 000 Jahren setzen - geochemische Daten machten das möglich 

Rasante Versteppung

Das Ergebnis: Die mediterranen Waldlandschaften verwandelten sich schon mehrmals in Steppen, sobald die Niederschläge ein bestimmtes Niveau unterschritten. „In der Vergangenheit hat unter natürlichen Bedingungen ein Rückgang der Regenmenge um 40 bis 45 Prozent ausgereicht, um den plötzlichen Übergang von einer Wald- in eine Steppenlandschaft einzuläuten“, so der an der Studie beteiligte Geowissenschaftler Andreas Koutsodendris von der Universität Heidelberg. Der vollständige Übergang zu einer Steppenlandschaft benötigte dabei nur wenige Jahrzehnte.

Angesichts der aktuellen Klimamodellierungen ist laut den Forscher:innen in naher Zukunft mit einer Versteppung der Wälder im Mittelmeerraum zu rechnen.


Quelle:
Koutsodendris, A. et al. (2023): „Atmospheric CO2 forcing on Mediterranean biomes during the past 500 kyrs. Nature Communications 14, 1664 (25 March 2023). doi: 10.1038/s41467-023-37388-x

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Titelbild: Wissenschaftler:innen malen ein düsteres Bild: Um das Mittelmeer gehen in naher Zukunft die Wälder verloren. Zurück bleibt eine Steppe (Bildquelle: © dsandzhiev / Pixabay)