Kuriose Pflanzenwelt: Dracula simia

…die affigste Pflanze des Nebelwalds

08.02.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Die Blüten der Affen-Orchideen sind ein echter Hingucker. (Bildquelle: © Andreas Philipp / flickr / CC BY-NC-ND 2.0)

Die Blüten der Affen-Orchideen sind ein echter Hingucker. (Bildquelle: © Andreas Philipp / flickr / CC BY-NC-ND 2.0)

Ein Blick genügt um zu wissen, was mit affig gemeint ist. Ihre Blütenblätter sind mit verschiedenen Mustern versehen, aber immer schaut ein „Affengesicht“ aus ihrer Mitte heraus – mal mit frechem, mal mit etwas grimmigem Blick. Doch damit nicht genug: Diese Orchidee gibt sich gern für etwas anderes aus, denn sie gaukelt Fliegen vor, ein Pilz zu sein. Dass die Pflanzengattung „Dracula“ heißt, macht das Rätsel perfekt.

Affen-Orchideen sind dank ihrer außergewöhnlichen Blütenzeichnung wohl die kuriosesten im Orchideenreich. Doch wer sie zu Gesicht bekommen möchte, muss hoch hinaus: Die meisten findet man am westlichen Hang des Andengebirges in Ecuador – in Höhen von 1 000 bis 2 000 Metern. Hier in den Nebelwäldern finden sie die feucht-kühle Umgebung, die sie zum Wachsen brauchen. Affen-Orchideen gehören wie der Name verrät zur Gattung „Dracula“.

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Affen-Orchideen täuschen nicht nur uns Menschen: Fliegen fallen jedoch nicht auf ihre Affengesicht, sondern ihr pilzähnlichen geformtes Blütenblatt in der Mitte (für uns das Affenmaul) hinein.

Affen-Orchideen täuschen nicht nur uns Menschen: Fliegen fallen jedoch nicht auf ihre Affengesicht, sondern ihr pilzähnlichen geformtes Blütenblatt in der Mitte (für uns das Affenmaul) hinein.

Bildquelle: Dick Culbert/flickr/CC-BY 2.0

Dracula“? Haben diese Orchideen etwas mit Vampiren zu tun?

Passend zum geheimnisvollen Nebelwald wäre es schon. Doch der Name „Dracula“ bezieht sich nicht auf den blutsaugenden Grafen aus Transsilvanien, sondern bedeutet übersetzt „kleiner Drache“. Der amerikanische Botaniker Carlyle D. Luer beschrieb die Gattung 1978 zum ersten Mal und bezog sich bei der Namensgebung der Überlieferung nach auf die langgestreckten Enden der Blütenblätter. Diese erinnern an fliegende Fledermäuse und sind für alle Dracula-Orchideen typisch.

Doch wieso haben diese Dracula-Orchideen nun ein Affengesicht?

Dank der menschlichen Fähigkeit zur Pareidolie sieht man beim Betrachten dieser Orchideen ein Affengesicht. Pareidolie bezeichnet das Phänomen, in Dingen und Mustern Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen (z. B. in den Wolken). Unser Gehirn spielt uns also einen Streich und man kann davon ausgehen, dass Tiere das Affengesicht gar nicht wahrnehmen. Sie werden eher von den starken Farbkontrasten der Blüte angezogen. Denn bei genauerer Betrachtung des „Affenmauls“ fällt auf, dass Teile des Blütenblatts auch eine frappierende Ähnlichkeit mit Fruchtkörpern von Pilzen haben.

Und was nützt ihnen diese Ähnlichkeit zu Pilzen?

Damit locken die Pflanzen winzige Fruchtfliegen an, die „auf Pilze fliegen“, um dort ihre Einer abzulegen. Fallen die Tiere auf diesen Trick herein, werden sie zu einem Transportunternehmen für Orchideen-Pollen. Die Pollenpakete in der Blüte bleiben an den Insekten kleben und beim Besuch der nächsten Orchideenblüte befruchtet dieser Pollen die besuchte Pflanze. Auf diese Weise sichert sich die Orchidee ihre Fortpflanzung.

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Dracula simia: Blüte in Detailaufnahme.

Dracula simia: Blüte in Detailaufnahme.

Bildquelle: © Luis Baquero/flickr/CC BY-NC-ND 2.0

Was können PflanzenforscherInnen von dieser Pflanze lernen?

WissenschaftlerInnen interessieren sich nicht nur für Orchideen, weil sie diesen einen raffinierten „Pilztrick“ drauf haben. In Sachen Pilze gehen die Orchideen sogar noch weiter – sie stehen im Boden mit echten Pilzen in enger Verbindung. Diese Pilze versorgen z. B. Orchideen-Samen mit den notwendigen Nährstoffen zur Keimung. Solche Beziehungen zwischen Pflanze und Pilz werden als „Mykorrhiza“ bezeichnet.

ForscherInnen versuchen herauszufinden, wie solche Beziehungen zu Pilzen und Bakterien im Boden auch das Wachstum von Nutzpflanzen beeinflussen. Was man schon weiß: Einige Pflanzen versorgen Pilze mit wertvollen Nährstoffen, umgekehrt können Pilze Pflanzen vor Krankheitserregern schützen. Kürzlich fand man sogar heraus, dass bestimmte Pilze den Geschmack von Tomaten positiv beeinflussen. Mehr dazu gibt es hier.


Quellen:

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Titelbild: Die Blüten der Affen-Orchideen sind ein echter Hingucker. (Bildquelle: © Andreas Philipp / flickr / CC BY-NC-ND 2.0)