Schon gewusst? Pflanzenvielfalt ist Klimaschutz
Eine artenreiche Wiese hat stabilere Bodentemperaturen
Eine aktuelle Studie, durchgeführt von Forschenden der Universität Leipzig und weiteren Forschungseinrichtungen, offenbart eine überraschende Erkenntnis: Die Vielfalt von Pflanzen auf einer Wiese kann als natürlicher Puffer gegen Schwankungen der Bodentemperatur dienen und somit den Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken.
Die Bodentemperatur ist entscheidend für viele Ökosystemprozesse wie Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffdynamik sowie für die landwirtschaftliche Produktivität“, erklärt Dr. Yuanyuan Huang, die Erstautorin der Studie. Bisher fehlten jedoch Erkenntnisse darüber, inwiefern Pflanzenvielfalt die Bodentemperaturen regulieren kann.
18 Jahre umfassende Daten aus dem Jena-Experiment
Die Studie stützt sich auf Daten des Jena-Experiments, das über einen Zeitraum von 18 Jahren Pflanzenvielfalt und Bodentemperatur auf 80 Parzellen mit unterschiedlicher Pflanzenanzahl untersuchte. Dr. Anne Ebeling, wissenschaftliche Koordinatorin, hebt hervor: „Wir haben extreme Wetterereignisse erlebt, die sich in unseren Daten widerspiegeln.“
Erstaunliche Ergebnisse zur Temperaturregulierung
Die Forschenden entdeckten, dass in Pflanzengemeinschaften mit bis zu 60 Arten die Bodentemperatur im Sommer um über 5 Grad Celsius niedriger und im Winter um 1,48 Grad Celsius wärmer war als in unbepflanzten Parzellen. Diese Unterschiede waren im Vergleich zu Monokulturen und unbepflanzten Parzellen doppelt so hoch im Sommer und fünfmal so hoch an kalten Tagen. Dies deutet auf eine signifikante stabilisierende Wirkung durch die Pflanzenvielfalt hin.
Mechanismen hinter der stabilisierenden Wirkung
Neben einer erhöhten Blattfläche, die für mehr Beschattung sorgt, erhöht die Pflanzenvielfalt auch den Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden, was die Wärmeleitung reduziert. Die relative Stabilität der Bodentemperatur wird durch diese Faktoren das ganze Jahr über gewährleistet.
Globale Auswirkungen und Schlussfolgerungen
Diese Erkenntnisse könnten entscheidend sein, um die negativen Auswirkungen extremer Klimaereignisse zu mildern. Prof. Dr. Nico Eisenhauer, Leiter der Studie, betont: „Diese Forschung zeigt die bemerkenswerte Fähigkeit der Pflanzenvielfalt, als Schutzschild gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wirken.“ Die Studie bietet somit nicht nur neue Einblicke in die Rolle der biologischen Vielfalt, sondern auch Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel.“
Quelle:
Huang, Y. et al. (2023): „Enhanced stability of grassland soil temperature by plant diversity“. In: Nature Geoscience (04. Dez. 2023). doi:10.1038/s41561-023-01338-5
Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:
- Das Jena-Experiment: Alles ist mit allem verbunden - Warum der Erhalt der Biodiversität so wichtig ist
- Biodiversität macht stark - Artenreichtum erhöht Dürreresistenz
- Schon gewusst? Dünger macht Wiesen monoton - Übermäßige Nährstoffeinträge im Grasland führen zu einer stark reduzierten Artenvielfalt
Titelbild: Automatisches Bodentemperaturmesssystem auf einem Versuchsfeld des Jena-Experimentes (Bildquelle: © Karl Kübler / Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena)