Kuriose Pflanzenwelt: Welwitschia mirabilis

…die hässlichste Pflanze der Welt

27.01.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Welwitschia mirabilis in Namibia. (Bildquelle: © Freddy Weber / wikimedia.org / gemeinfrei)

Welwitschia mirabilis in Namibia. (Bildquelle: © Freddy Weber / wikimedia.org / gemeinfrei)

Die Blätter der Welwitschia mirabilis können zwischen 2.5 und 6 Meter lang werden. Am Blattende sterben sie ab und verwittern. (Bildquelle: © Nanosanchez / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)

Die Blätter der Welwitschia mirabilis können zwischen 2.5 und 6 Meter lang werden. Am Blattende sterben sie ab und verwittern. (Bildquelle: © Nanosanchez / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)

„Wahre Schönheit kommt von innen“ muss sich die Natur im Fall der Welwitschien gedacht haben – oder, dass ihnen in der Wüste sowieso nie jemand begegnen würde. Mit ihren kurzen Stämmen und den vertrockneten, zerzausten Blättern scheint es so, als seien sie Überreste eines toten Strauchs. Dabei sind Welwitschien Meister der Überlebenskunst – manche werden über 1 000 Jahre alt.

Welwitschien sind eine der größten Naturattraktionen Namibias – kein Wunder, denn sie sind in freier Natur nur in der Wüste Namib zu finden. Auch wenn man es ihnen nicht ansieht – sie sind verwandt mit unseren Nadelbäumen in Europa. Dies erkennt man z. B. daran, dass an weiblichen Exemplaren Zapfen wachsen. ForscherInnen vermuten, dass es die merkwürdig aussehenden Pflanzen schon seit 65 Millionen Jahren gibt und sie sich seitdem kaum verändert haben. Sie sind quasi lebende Fossilien aus der Kreidezeit.

Eine Pflanze aus Dinozeiten? Wie ist das möglich?

Ganz einfach: Sie haben sich einen Ort ohne allzu viel Konkurrenz zum Wachsen ausgesucht: die älteste Wüste der Welt. Seit ihrer Entstehung vor ca. 80 Millionen Jahren herrschen in der Namib tagein, tagaus die gleichen lebensfeindlichen Bedingungen: extreme Hitze, Trockenheit und Sandstürme. Doch den Welwitschien macht das nichts aus – sie sind perfekt an die harsche Umgebung angepasst.

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Eine Welwitschia hat es sogar bis auf das namibische Staatswappen geschafft. Sie steht in Namibia für Ausdauer und Widerstandskraft – Eigenschaften, die für die Namibier im Kampf um ihre Unabhängigkeit wichtig waren und auch heute noch gesellschaftlich sehr geschätzt werden.

Eine Welwitschia hat es sogar bis auf das namibische Staatswappen geschafft. Sie steht in Namibia für Ausdauer und Widerstandskraft – Eigenschaften, die für die Namibier im Kampf um ihre Unabhängigkeit wichtig waren und auch heute noch gesellschaftlich sehr geschätzt werden.

Bildquelle: wikimedia.org / gemeinfrei

Können Welwitschien also ohne Wasser überleben?

Wie in Wüsten üblich, fällt in der Namib kaum Regen. Dafür bildet sich in den frühen Morgenstunden regelmäßig dichter Nebel. Welwitschien nehmen dann das Tauwasser mit ihrem weit verzweigten Wurzelwerk auf. Wenn das Grundwasser nicht zu tief liegt, können die Pflanzen auch dieses Reservoir mit einer bis zu 3 Meter tiefen Pfahlwurzel anzapfen. Damit das aufgenommene Wasser nicht sofort wieder verdunstet, haben sie eine wasserundurchlässige Wachsschicht auf ihren beiden Blättern. Diese spalten und winden sich großflächig um die Pflanze, um auch den Stamm vor Verdunstung zu schützen.

Aber wie halten Welwitschien die hohen Temperaturen aus?

Welwitschien können ähnlich wie Chamäleons die Farbe ihrer Blätter verändern. Bei sehr hohen Temperaturen färben sie ihre Blätter rötlich. Die Pigmente wirken dabei wie ein Sonnenschutz. Bei niedrigen Temperaturen und bei Nebel stellen die Blätter vermehrt grüne Pigmente (Chlorophyll) her, damit sie besser Photosynthese betreiben und so Energie gewinnen können.

Und woher kommt ihr außergewöhnlicher Name?

Die Welwitschia wurde 1859 vom Österreicher Friedrich Martin Josef Welwitsch auf einer Expedition in Angola entdeckt und erstmals beschrieben. Ihm zu Ehren wurde sein Nachname als Gattungsname übernommen – der Zusatz mirabilis ist Latein und heißt übersetzt „erstaunlich“ oder „wunderbar“. Einheimische hatten die Pflanze aber natürlich bereits vor Herrn Welwitsch gefunden und ihr je nach Region unterschiedliche Namen gegeben. „N`tumbo“ (Stumpf) lautet der angolische Name, „tweeblaarkanniedood“ (Zwei-Blatt-kann-nicht-sterben) wurde sie sehr treffend auf Afrikaans getauft. Das Hirtenvolk der Herero nennt sie übersetzt „Wüstenzwiebel“.

Was können PflanzenforscherInnen von dieser Pflanze lernen?

ForscherInnen interessieren sich sehr für Pflanzen, die mit wenig Wasser und unter anhaltender Hitze überleben können. Denn diese Fähigkeit brauchen auch unsere Kulturpflanzen wie Weizen oder Gerste, die bereits jetzt unter dem Klimawandel und der zunehmenden Trockenheit leiden. ForscherInnen wollen daher nach dem Vorbild Welwitschia Getreidepflanzen mit einem größeren und tiefer reichenden Wurzelwerk züchten. Wer mehr dazu wissen möchte, findet hier ein Beispiel dazu.


Quellen:

Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de

Titelbild: Welwitschia mirabilis in Namibia. (Bildquelle: © Freddy Weber / wikimedia.org / gemeinfrei) // Die Blätter der Welwitschia mirabilis können zwischen 2.5 und 6 Meter lang werden. Am Blattende sterben sie ab und verwittern. (Bildquelle: © Nanosanchez / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)